Sich selbst fortbilden + Wissen weitergeben = Spaß am Beruf (auch noch im Ruhestand!)

„Langeweile? Was soll das sein?“, fragt Uwe Wohnrade mit einem Augenzwinkern. Langeweile – ein Wort, das in seinem Vokabular gefühlt nicht vorkommt. Über 50 Jahre lang hat er im Job Vollgas gegeben, sich in neue Aufgabengebiete, Technologien und Arbeitsweisen eingearbeitet, sich fortgebildet und weiterentwickelt. Sich selbst immer wieder „gechallenged“, wie man heute sagen würde.

Beruflich gestartet ist er ganz klassisch mit einer Ausbildung zum Dreher. Heute ist das der Zerspanungsmechaniker mit Fachrichtung Drehen. Gelernt hat er in einer Firma aus dem Bereich Maschinenbau. Doch schon kurz nach der Ausbildung hat er das Unternehmen gewechselt. Eine bewusste Entscheidung. „Ich wollte das so. Mir war es wichtig, meinen Horizont zu erweitern und in einem Betrieb tätig zu sein, in dem ich nicht der ehemalige Azubi bin. Ich wollte mich beweisen“, erzählt Uwe Wohnrade. Er wechselt in den Bereich Formen- und Werkzeugbau und merkt schnell: „Das liegt mir!“ Er lernt neue Vorgehensweisen kennen, bekommt immer neue und andere Aufgaben und ist einer der ersten, der sich intensiv mit dem damals noch neuen Thema CNC beschäftigt.

Über die Jahre absolviert er berufsbegleitend den Lehrgang zum Industriemeister, wird zum Fachmann im Bereich Formenbau, arbeitet sich in alle Techniken ein, vom Drehen und Fräsen bis zum Erodieren, und fokussiert sich später auf das Thema Qualitätsmanagement. Fachlich breit aufgestellt und begeistert von den Produkten – da war es dann irgendwann nur logisch, dass auch die Betreuung der Azubis als weitere Aufgabe mit dazu kam. Wieder so ein Aha-Moment: „Das liegt mir!“ Ihm gefällt es, sein Wissen und Know-how weiterzugeben, zu erklären und zu unterstützen, junge Menschen fit zu machen für den Job. Und: „Durch die Arbeit als Ausbilder bleibt man selbst up to date, was neue Arbeitsweisen und Verfahren betrifft. Das empfand ich immer als großen Vorteil.“

50 Jahre steht er Vollzeit im Berufsleben – ohne auch nur eine Minute Langeweile zu verspüren. Kein Wunder also, dass die Zeit nur so fliegt und irgendwann der Moment kommt, an dem der Ruhestand zaghaft anklopft. Und auch, wenn Uwe Wohnrade keine Sorge hat, dass ihn die Langeweile als Rentner einholen könnte (die Liste der Hobbys und ehrenamtlichen Engagements ist lang!), möchte er seine Tätigkeit im Bereich Ausbildung noch nicht ganz aufgeben.

Deshalb entscheidet er sich, im Prüfungsausschuss der IHK aktiv zu werden – und kommt darüber auch in Kontakt mit dem C + P Bildungszentrum. Eine weitere gute Gelegenheit, up to date zu bleiben, sein Wissen weiterzugeben und andere beim Start in den Job zu unterstützen. Mittlerweile ist Uwe Wohnrade einmal in der Woche als Ausbildungsmeister im Bildungszentrum und vermittelt dort sowohl praktische Fertigkeiten als auch theoretisches Wissen an Auszubildende und Umschüler. „Rückblickend finde ich es wirklich faszinierend, wie sich in meinem Berufsleben immer alles so wunderbar gefügt hat“, resümiert er. Manches soll wohl einfach so sein.

Bild links: Als Ausbildungsmeister ist Uwe Wohnrade Ansprechpartner für Auszubildende und Umschüler. (Foto: C + P)
Bild rechts: Erläuterung einer praktischen Lehraufgabe an der Drehmaschine. (Foto: C + P)